Wieder zurück in Perth, stürzen wir direkt los ins Abenteuer Westküste. 6000km gen Norden, Richtung Nigaloo Riff, Broome, durch die Kimberlies mit Ziel Darwin. Den Teil Australiens der jetzt vor uns liegt, nennen die Aussies gerne „das wahre Australien“! Das liegt wohl an der Weitläufigkeit und Ursprünglichkeit dieser Gegend. Auf einer Fläche, ca. 4 mal so groß wie Deutschland, leben gerade 4 Mio Menschen. Und von den 4 Mio. leben schon alleine knapp 2 Mio. im Großraum Perth… wahrscheinlich leben hier mehr Kängurus als Menschen. Außerdem gibt es in Westaustralien auch noch mehr Nationalparks zu sehen als bisher. Wir sind sehr gespannt was uns erwartet und ob bzw. wie wir ohne Allradantrieb zurechtkommen.
Ersteinmal verabschieden wir uns von Michaels Familie die auf Karlerly aufgepasst hat und machen uns direkt auf den Weg in den nächsten Supermarkt um unsere Vorräte wieder für die Abgeschiedenheit aufzufüllen.
In den nächsten Tagen arbeiten wir uns Stück für Stück an der Westküste vor. Da es hier erstmal keine wirklich sehenswerten Punkte gibt, verbringen wir unsere Zeit hauptsächlich auf der Straße und bringen in den ersten 3 Tagen 1200km Richtung Norden hinter uns.

On the road again
Nachts schlafen wir auf diversen Rastplätzen in der Nähe der Strasse. Diesmal sind wir zum Glück schnell wieder im Camping-Modus… also zumindest mit nur kleinen Eingewöhnungsschwierigkeiten… denn es gibt in dieser teils gottverlassenen Gegend keine Straßenlaternen und wenn der Mond nicht gerade scheint, sieht man die Hand vor Augen nicht. Das macht es nicht immer ganz so leicht sich einfach mal wo hinzustellen und einen erholsamen Schlaf zu finden… Stephen King und Konsorten sei Dank… Zum Glück finden sich hier und da einige andere Camper. Zu wissen, dass man nicht ganz allein ist, beruhigt ein wenig.
Die neugierige Tierwelt Australiens
Auf einer dieser Übernachtungsmöglichkeiten abseits der Strasse werden wir dann auch mit Dschungelprüfung Nummer 3 konfrontiert! Da haben wir soooo viele Sicherheitsvorkehrungen getroffen und DOCH einmal die Heckklappe einen Moment zu lang aufgelassen und DA IST SIE! Eine dicke fette Spinne! Sie sitzt von innen an unserer Heckklappe! …neugierig ist sie ist IN UNSEREN VAN vorgedrungen.

Spinne am Morgen, bringt Kummer und Sorgen…
Während Frank versucht nicht zu hyperventilieren, nähert sich Käthe der Spinne um sie zu fangen. Doch dann kommt, unbemerkt und UNGEFRAGT(!!!), ein übereifriger Franzose von hinten herangeeilt und will helfen in dem er versucht die Spinne wegzuschlagen. UND… es kommt wie es immer kommt bei hektischen Aktionen: er erwischt sie nicht richtig, die Spinne sprintet weg, er versucht es erneut… und plötzlich ist sie weg und KEINER HAT EINE AHNUNG WOHIN! Das ist nun wirklich das Schlimmste was passieren konnte. Ist sie im Auto? Im Bett? Unter den Kästen? In der Seitenverkleidung? WO IST DIESE VERDAMMTE SPINNE?!!! Auch um das Auto herum ist sie nicht zu entdecken…
😬🔪💣☠️⚡️#**!!!
Damit wir in der kommenden Nacht wieder beruhigt schlafen können, fahren wir direkt zum nächsten großen Parkplatz und zerlegen Karlerly erstmal in seine Einzelteile! ALLES, aber auch wirklich ALLES wird ausgeräumt, kontrolliert, dabei gleich geputzt und wieder eingeräumt. Wir kriechen in jede Ritze, untersuchen jeden Spalt …aber von der Spinne keine Spur. Ein irgendwie unbefriedigendes Gefühl…aber wir müssen uns damit beruhigen, dass sie dann auch wohl nicht da ist! Wir wissen nicht was die bessere Situation gewesen wäre: sie zu finden oder sie nun nicht zu finden. Nach dieser Aktion haben wir zwar ein gewienertes Auto aber trotzdem ein paar unruhige Nächte …zumindest Frank träumt in den kommenden 3 Nächten von Spinnen.
Den ersten richtigen Stopp machen wir dann in Geraldton. Ein gemütliches, charmantes Städtchen in dem es sogar kostenlose Übernachtungsplätze gibt. Das nutzen wir natürlich gerne und bleiben 2 Tage um die putzige Stadt ein wenig zu erkunden. Von Geraldton aus fahren wir weiter zu unserem ersten touristischen Highlight, in den Kalbarri Nationalpark. Hier bestaunen wir die typisch australischen rot-goldenen Gesteinsformationen, leuchtend rote Farben, grandiose Felsformationen und einen der ältesten natürlichen Flüsse Australiens. Da in dem Nationalpark gerade gebaut wird, ist nur die Hälfte zu besichtigen. Wirklich schade!
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Schnell mit echten Gesteinsformationen zu verwechseln sind auch die imposanten Termitenhügel hier in der Gegend. Sie stehen zu hunderten in der Landschaft wie kleine Paläste und sind teils bis zu 2-3 Meter hoch.

Termitenhügel
Wenn man sich vorstellt, wie viel Ameisen in einem Ameisenhügel leben, kann man irgendwie nicht mehr greifen wie viele Termiten (die ja ähnlich gross sind wie Ameisen) dann in solch einem Gebilde leben. Und davon gibt es hier hunderte in der Landschaft. Wir lernen, dass es Termitenhügel in Australien gibt, die bis zu 1000 Jahre alt sein können. Außerdem besitzen diese Hügel ein ausgeklügeltes Belüftungssystem, welches die Temperatur im Innern konstant hält.

Zu hunderten stehen die Termitenhügel in der Landschaft.
UND: Termiten züchten ihre eigenen Pilze, von denen sie sich ernähren können. Sensationell!
Wüstenstopp mit den Hamburgern
An einen Abend, auf dem Weg durch die Wüste, übernachten wir an einem Roadhouse. Eine lustige Erfahrung. Meistens sind diese Roadhouses Tankstellen in Verbindung mit einem Restaurant und einem Motel. Versorgt durch Grundwasserbrunnen und mit Stromaggregaten ausgestattet, wohnen selbst die Angestellten über Monate hier draussen, weil pendeln aufgrund der Entfernung zur nächsten Stadt unmöglich ist. Nicht selten ist in diesen Roadhouses auch die Zeit stehengeblieben, alles ist von einer Sandschicht überzogen und die Farben durch die massive Sonneneinstrahlung verblichen… kurz: sie könnten ohne weiteres als Kulisse für den einen oder anderen Horrorfilm herhalten :-).

Roadhouse in the middle of nowhere.
An diesem besagten Roadhouse treffen wir beim Abendessen Kati & Witali aus Hamburg! Die beiden sind in unserem Alter und mit uns auf einer Wellenlänge…. unfassbar! Haben wir sonst bewusst einen Bogen um deutsche Reisende gemacht um Land, Leute und Sprache kennenzulernen, ist es nach den vielen Einheimischen doch ganz schön jemanden kennenzulernen mit dem man sich über Reiseerfahrungen austauschen kann. Wir quatschen den ganzen Abend durch und gleich am nächsten Morgen weiter, sodass wir gar nicht loskommen und gegen Mittag spontan entscheiden einen Tag länger gemeinsam mitten in der Wüste zu bleiben. Selbst am nächsten Tag fällt es uns schwer loszufahren, denn leider sind die beiden in die entgegengesetzte Richtung unterwegs. Wir bleiben im Kontakt und auch Wochen später ist es schön sich mal kurz telefonisch auszutauschen und auf dem Laufenden zu halten. Wir hätten uns niemals vorstellen können was in der Zwischenzeit so alles passiert!
Während wir weiter Richtung Shark Bay fahren, belesen wir uns schon mal, was uns in Shark bay und Umgebung so alles erwartet. Dort angekommen, stellen wir allerdings fest, dass die sich aus Touristenführern erwachsene Erwartung irgendwie nicht erfüllt wird. Ein sehr gutes Beispiel dafür wie mit geschöhneten Bildern ein künstliches „Highlight“ geschaffen wird. So ziemlich NICHTS stimmt mit den Bildern aus den Reiseführern überein. Einzig Interssant: Shell Beach, ein Strand nur aus Muscheln statt Sand… aber wegen der vielen toten Muscheln am Strand liegt ein leicht strenger Geruch von vergammelten Muscheln in der Luft :-).
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Also drehen wir spontan um und übernachten auf einem wirklich schaurigen Campingplatz…passend zur Stimmung. Shark bay hat uns leider nicht abgeholt…wir setzen unsere nächste Hoffnung also in Coral Bay!
Das Paradies
In Coral bay angekommen ist es wie als hätten wir das Paradies gefunden! Strahlend türkis-blaues Wasser, ein pudriger weisser Strand und eine nahezu karibische Atmosphäre! Es ist toll, es ist sooo toll!

Das Paradies
Die Campingplätze sind zwar unfassbar teuer… aber dann schicken wir den Geizkragen in uns zum Teufel und buchen uns für 3 Nächte ein. Eine grandiose Idee. Jetzt verstehen wir auch die „Fotoshop-offensive“ der Sharkbay… die Konkurrenz der benachbarten, viel schöneren Coral Bay ist nicht zu leugnen 😊. Wir sind derweil froh mal 3 Tage am Stück nicht wieder fahren zu müssen.
Jetzt wird manch einer denken: boah, was stellen die sich an, es ist doch nur Autofahren… Stimmt! Aber das Autofahren in Australien ist, wie im Blog schon beschrieben, was ganz anderes als in Europa. Dieses stundenlange geradeausfahren, dem nicht enden wollenden roten Sand (der einfach überall ist, selbst zwischen den Zähnen!), die iiiimmer gleiche Landschaft und die Hitze. Wegen der vielen Scheiben und den 45 Grad Außentemperatur, schafft es die Klimaanlage nichtmal auf voller Power die Temperatur auf ein erträgliches Mass zu bringen… Auf der einen Seite ist es faszinierend, auf der anderen Seite haben wir die Erfahrung gemacht, dass wir die Anstrengung gar nicht merken während wir fahren. Man kann sich das wohl schwer vorstellen aber wir werden richtig gereizt und ungnädig wenn wir zu lange fahren. Dabei merken wir überhaupt nicht wann die Stimmung kippt.
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Aber das ist erstmal vergessen, denn die nächsten Tage genießen wir in vollen Zügen! Wir gehen im Ningaloo Reef schnorcheln, das wirklich nur einen Katzensprung vom Strand beginnt und sehen riesige Fische, die uns neugierig anknabbern wollen und ein wunderschönes Korallenriff. Zum Glück begegnen wir keinem der dort ebenfalls lebenden Riffhaie… dann wäre wahrscheinlich die grosse Panik ausgebrochen. (Anmerkung: das es die dort gibt, hat Käthe Frank bewusst erst NACH dem schnorcheln erzählt!!!) Abends sehen wir die wunderschönsten Sonnenuntergänge. Und weil es so traumhaft ist verlängern wir noch ein paar Tage! Nach diesen schönen erholsamen Tagen machen wir uns auf den Weg nach Exmouth, ganz hoch an den Zipfel der Landspitze. Wir haben uns im Cape-Range Nationalpark einen super Campingplatz für die nächsten Nächte reserviert. Der ist nämlich normalerweise ausgebucht. Wir freuen uns auf noch mehr Strand, Sonnenuntergänge und Schildkröten!
McGyver lässt grüßen.
Es wäre wohl kein richtiger Roadtrip, wenn wir nicht einmal ein RICHTIGES OUTBACK PANNEN ERLEBNIS gehabt hätten… um es vorweg zu nehmen: das ist ein wenig wie Fusspilz, kann man drauf verzichten, man versucht ihm vorzubeugen, doch man sieht es nicht kommen …und es ist recht unangenehm!
Nun gut, trotz aller Sicherheitsvorkehrungen, Zeit und Muße um genau DAS zu verhindern… die Kühlwasserstandsanzeige springt an! Was für ein Glück und Zufall dass der Sensor gerade seit Geraldton wieder funktionstüchtig ist! Wir halten also an und schauen in den Motor, wo uns reichlich Qualm entgegenkommt. Schnell entdeckt Frank ein aufgeplatztes Loch in einem Kühlschlauch! So ist eine Weiterfahrt unmöglich.
SCHE…! Es sind 45 Grad, es gibt keinen Schatten, wir haben keinen Empfang, um uns herum tausend nervtötende Fliegen und die nächste Werkstatt liegt 180km entfernt.
Auf dem Dach stehend bekommen wir wenigstens einen Balken Empfang und erfahren von der Werkstatt, dass das Abschleppen 800$ kosten würde…Die Verbindung bricht nach dieser Information dann auch ab…zurecht 😩!
Frank hat zwar keinen 80er Jahre Vo-ku-hi-la, aber da kommt dann doch der McGyver in ihm durch! Die unzähligen Jahre vor der Glotze waren nicht umsonst 😜. Der Schlauch wird einfach so lange und fest mit Klebeband umwickelt bis er dicht ist! Wir versuchen es auf eigene Faust. Empfang haben wir eh keinen mehr… also fahren wir im Stop & Go weiter Richtung Exmouth und kontrollieren immer wieder ob die Konstruktion hält und wir keine Flüssigkeit verlieren… und es funktioniert! Die Konstruktion hält!

Corpus Delicti
Plötzlich klingelt 30km vor Exmouth unser Handy. Häh?!!!! Die Werkstatt ist dran „Wo seid ihr?!“, wir starren uns völlig entsetzt an! Die haben den Abschleppwagen tatsächlich losgeschickt ohne dass wir offiziell bestätigt haben für mind. $800 Dollar abgeschleppt zu werden! Wir erklären, dass wir KEINEN Abschleppwagen mehr brauchen sondern in einer halben Stunde in der Werkstatt stehen… witzig finden die Jungs das nicht!
Oha, das ist die EINZIGE Werkstatt die es in Exmouth gibt, wir sind echt auf die Jungs angewiesen! Nach ein paar Minuten versuchen wir also lieber in einem weiteren Telefonat die Wogen zu glätten. Das gelingt uns zum Glück ganz gut… trotzdem sind wir gespannt was jetzt in der Werkstatt auf uns zu kommt. Müssen wir jetzt trotzdem den Abschleppwagen bezahlen?! Wir sehen die Dollarzeichen schon in deren Augen… In der Werkstatt angekommen atmen wir trotzdem erstmal auf…wir haben es geschafft!!! In den paar Stunden sind uns bestimmt ein paar graue Haare gewachsen. Und die nächste Erleichterung…wir müssen den Abschleppwagen zum Glück nicht bezahlen… zumindest nicht offiziell… wir gehen aber davon aus, dass sich der eine oder andere Dollar für den Wagen in unserer Gesamtrechnung wiederfinden wird…
Wir können, dank des Klebebands auch weiter im Van schlafen. Mit Ersatzteilbestellung und Reparatur, verbringen wir 2 Tage in Emouth. Zur Sicherheit lassen wir aber noch gleich die Keilriemen mit wechseln. Die sind nämlich reichlich porös und könnten im Zweifel nicht mit Klebeband repariert werden. Naja, die Rechnung ist am Ende zwar nicht günstig, aber auch nicht überzogen teuer. Glück gehabt!
So bleibt uns also noch 1 unser 3 gebuchten Nächte im Cape Range Nationalpark. Ein echter Geheimtipp.

Im Cape Range Nationalpark.
Der Campingplatz ist bis auf den letzten Stellplatz ausgebucht. Kein Wunder, denn es ist phänomenal! Nach Coral Bay ein weiteres echtes Highlight auf unserer Reise an der Westküste.
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Eines Morgens begegnen wir sogar noch wilden Emus! Naja, oder die wilden Emus begegnen uns… Auf der Suche nach Futter streifen sie über den Campingplatz und haben unseren Frühstückstisch sofort im Visier… am Anfang noch ganz drollig… als es aber immer mehr werden und sie sich von vorn und hinten nähern, räumen wir schnell ab und flüchten uns ins Auto.
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Weiter geht es nun nach Broome und in die Kimberley’s. Die Kimberley’s sind unter den 10 einsamsten Gegenden der Welt!!!
…die Fortsetzung des Abenteuers folgt!
Mayo Petersburg 3. August 2017
Loooooos! Ich will die Fortsetzung lesen !