Bevor wir so richtig aufbrechen, weißt uns unser Gastgeber John (der uns unglaublich unterstützt hat mit seiner Werkstatt und ganz neidisch war auf unseren Trip) darauf hin, dass wir nicht losfahren können ohne dem Camper einen Namen zu geben… sein Vorschlag: „Karlerly“ [Kö-löhr-lie] Das bedeutet in der Sprache der Aborigines „Camping place“, passt also perfekt! Wir verzichten darauf eine Flasche Champagner am Auto zu zerschlagen und nutzen stattdessen den nächsten Regenschauer zur Taufe… Nun sind wir also zu dritt: Käthe, Frank und Karlerly
Dem Abenteuer Australien steht also nichts mehr im Weg und wir sind unglaublich gespannt auf das was vor uns liegt: Wilde Tiere, Wildnis, Endlose Straßen, Wüste… wir können es wirklich kaum noch erwarten. Der Roadtrip in die Australische Wildnis kann beginnen…
aber das „Crocodile-Dundee-feeling“ hält gerade mal bis zum Aldi Parkplatz…
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… Da wird Frank von einer leicht panischen Frau angesprochen: Ob er eine Tellergroße Spinne aus ihrem Kofferraum entfernen könne… Sie ekelt sich so…
…Ähh, nee, kann er nicht!
Er erstarrt selbst vor Ekel, so eine große Spinne hat er noch nie gesehen… sein Herpes und er beschliessen wegzulaufen.
Tellergroß! Ohne Witz! Und mit Haaren dran…
Mit den wilden Tieren lassen wir es also noch ein wenig ruhiger angehen und kaufen im Baumarkt noch schnell Fliegengitter für die Fenster und die Tür… Safety First!
Bleiben also noch: Endlose Straßen, Wildnis und Wüste… los geht’s!
…doch nicht! Denn wir bemerken das Karlerly eine recht große Menge an Kühlwasser verliert… nach einem kurzen Trip durch die Stadt fahren wir in einem Vorort südlich von Sydney eine Werkstatt an und lassen den Kühler wechseln… der ist nämlich undicht.
So! Jetzt aber! Karlerly schnurrt wie ein Kätzchen und wir erfreuen uns schon jetzt daran, dass wir Gas und Benzin tanken können, denn das wird uns reichlich Geld sparen.

Endlich raus aus der Stadt
Nach Manly und Northern Beaches fahren wir los, Richtung Süden. Endlich sind wir aus dem zähen Stadtverkehr raus. Die Pacific Ocean Route soll uns die nächsten Wochen entlang der wunderschönen Küste mit traumhaften Stränden von Sydney bis nach Melbourne führen. Wie auf einer Perlenkette aufgereiht, liegen auf unserem Weg entlang der Küste unzählig viele kleine, sehr sehenswerte Orte. Diese haben neben wunderschönen Stränden, auch für jedermann zugängliche und kostenfreie „Rockpools“. Die Rockpools sind in den Stein gehauene oder gemauerte Swimmingpools am Strand, die durch Ebbe und Flut ganz natürlich mit Meerwasser bewässert werden. Das lassen wir uns nicht entgehen, schwimmen fast jeden Tag unsere Bahnen und nutzen die dazugehörigen kalten Duschen …man gewöhnt sich an alles. Naja an vieles. Meistens übernachten wir dann direkt am Strand oder auf Parkplätzen wo wir niemanden stören. In Australien ist das Schlafen im Auto legal. Dies ist eigentlich als Sicherheitsvorkehrung gegen Sekundenschlaf gedacht, wird aber recht großzügig ausgelegt .

Strand mit Rockpool
Das Schlafen im Auto ist etwas besonderes. An den schönsten Plätzen zu erwachen, am Strand von der Sonne (oder den Vögeln) geweckt zu werden, ist unbeschreiblich… in erster Linie unbeschreiblich früh! Denn mit den ersten Sonnenstrahlen erwacht auch die unglaublich vielfältige Vogelwelt samt einer ebenso vielfältigen Geräuschkulisse… ganz vorne mit dabei: der Kakadu. Diese posierlichen Tierchen haben ein wahnsinns Organ und und finden scheinbar auch jeden Morgen einen Grund drauf loszukrackelen. Da ist an Schlaf nicht mehr wirklich zu denken
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Wir genießen dann den ersten Kaffee, frühstücken bei Sonnenaufgang am Strand und machen meist einen ausgedehnten Strandspaziergang. Einmal begegnen wir sogar einer Gruppe Kängurus am Strand. Witzige Erfahrung! Stellt man sich Nachrichtensprecher oder Schauspieler aus dem Fernsehen in echt immer viel größer vor, ist es bei Kängurus umgekehrt… ziemlich respekteinflössend diese Tierchen.
Es gibt kaum etwas schöneres um so in den neuen Tag zu starten. Danach schauen wir uns die Lokalen Sehenswürdigkeiten an, nutzen meist einen der zahlreichen kostenfreien BBQ’s zum Essen machen oder fahren weiter zum nächsten Ort. Gegen 8 Uhr abends, nach dem Sonnenuntergang, ist dafür dann Nachtruhe angesagt.
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Bei einem unserer morgendlichen Strandspaziergänge im Sonnenschein stellen wir trotzdem fest, dass sich zwischenzeitlich nicht immer alles so anfühlt wie es sein sollte und es hier und da mal ein wenig zwickt im Gemüt …da kann die Natur noch so paradiesisch sein und trotzdem kommt es vor, dass es bei einem von uns nicht zum Besten bestellt ist mit der Laune. Wir ärgern uns dann sogar über uns selbst. Warum kann man nicht permanent glücklich und zufrieden sein, wo die äußeren Umstände es doch eigentlich nicht anders zulassen sollten?
Wir bemerken, dass Glücklichsein auch mit einer inneren Einstellung zu tun hat. Die Erwartungen wachsen mit der Zeit und den Erlebnissen unserer Reise, ohne dass wir das wirklich wollen. Damit wächst dann meist der Anspruch „noch einen drauf setzen zu müssen“. Und das ist der Beginn eines Teufelskreises. Glücklichsein hängt aber nicht davon ab wo man sich gerade befindet und wie schön es dort ist (klar, kann es helfen sich an einem schönen Ort aufzuhalten). Viel mehr hängt es aber davon ab, wie man die Dinge sieht und wie man sie bewertet. Dazu ist es wichtig ist sich immer mal wieder zu erden, sich ein wenig zu bremsen in seiner „Erwartungsspirale“. Jetzt wird manch einer denken, „na, das hätte ich euch auch vorher sagen können“ …aber das ist wie mit der heißen Herdplatte, ne?!.. Die muss man auch erstmal anfassen um zu wissen das Mutti recht hat… so übrigens an einem Elektro-Barbecue-Grill geschehen, als Frank trotz Hinweisschild „Caution! Hot surface!“, erschrocken feststellt: „Hui, die wird aber schnell heiß…“ und sich die ganze Handfläche verbrennt
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Wie es sich mit einer etwas entspannteren und unkomplizierten Art und Weise lebt, kann man sich ein wenig bei den Australiern abschauen. Schnell merken wir, dass Australien nicht nur wegen der tollen Landschaft und dem tollen Wetter ein besonderes Land ist. Wann immer wir auf „Aussis“ treffen, wie sich die Australier hier selber nennen, treffen wir stets fröhliche Menschen, die gute Laune und Ungezwungenheit förmlich versprühen. Wir haben das Gefühl, die Australier müssen ein wirklich glückliches Völkchen sein…
John und Beverly, unsere Gastgeber aus Sydney, sind ein perfektes Beispiel für diese Mentalität. Offen, freundlich, gut gelaunt und sehr unkompliziert. Sie heißen uns willkommen wie alte Freunde und geben uns Tipps für die weitere Reise. Diese Offenheit und Interessierte Atmosphäre anderen Menschen gegenüber bewundern und genießen wir. So werden wir unterwegs zu spontanen Barbecues, Reste-essen oder zum Muffin eingeladen. Einmal setzt sich zufälligerweise eine Paartherapeutin aus Melbourne zu uns an den Picknicktisch und wir unterhalten uns sehr lebhaft den ganzen Nachmittag über alles mögliche. Eine Begrüßung, ist hier nie ein einfaches „Hallo“ sondern ein häufig ernstgemeintes „How’re ya doing, mate?“ (Junge, wie geht’s?“). Am Anfang wirkt diese Begrüßung auf uns irgendwie oberflächlich, bis wir feststellen, dass diese Begrüßung durchaus ernst gemeint und keine Floskel ist. Die Australier sind sogar ein wenig enttäuscht, wenn man nicht auf ihre Frage eingeht oder sie im Gegenzug stellt. Fast jedes Mal entwickelt sich daraus ein kleiner smalltalk. Immer bekommen wir Tipps, dieses und jenes anzuschauen und zu besuchen… wir ahnen langsam dass wir mindestens 2 Jahre brauchen, würden wir alle Tips befolgen. Aber die Australier denen wir begegnen haben einfach Lust auf Kontakt und etwas Austausch. Und läuft in Australien mal was nicht so wie es soll, dann hört man immer gleich ein „No worries.“ – macht nichts, halb so wild.
Kleine Anekdote: kennt man aus Deutschland das allgegenwärtige „Guten Tag!“ als Begüssung, gibt es in England und Amerika scheinbar keine adequate Begrüßung tagsüber… in Australien schon. Hier bekommt man tagsüber oft ein „Good day.“ zu hören.
Dieses australische Lebensgefühl versuchen wir, aufzusaugen während wir die Pazifik Route weiter Richtung Melbourne fahren. Wann immer wir dabei an Stränden sind oder in den Rockpools schwimmen gehen, beobachten wir die vielen Surfer auf dem Wasser. Das sieht schon spannend aus… und irgendwie auch garnicht so schwer… Wie man sich doch irren kann! Denn uns packt die Neugier so sehr, dass wir entscheiden in Mollymook bei strahlendem Sonnenschein einen Surfkurs zu machen. Unser Lehrer ist Dan. Dan ist ein Surfer durch und durch, die väterliche Seite bereits seit Generationen Rettungsschwimmer und er selbst hatte wohl von Geburt an Schwimmhäute zwischen den Fingern.
Als erstes pressen wir uns mit aller Gewalt in den Trockenanzug. Nein, es hat sich keiner mit der Größe vertan, dass muss so… wir fühlen uns wie „Wurst sucht Pelle“!
Dann bekommen wir ein paar Lektionen zum Thema: Wie überlebe ich im Ozean? Und wie gehe ich um mit einem Surfboard? Danach geht’s los: wir schmeißen wir uns in die Wellen und es wird gepaddelt! 2 Stunden lang machen wir ohne Ende Push-ups und Gleichgewichtsübungen auf dem Surfboard um am Ende einige erste Wellen zu reiten! Doch garnicht so einfach wie es aussieht. Trotzdem haben wir jede Menge Spaß und bekommen zusätzlich noch ein paar Insider-Tipps von Dan. Völlig erschöpft und einige Male ordentlich durch die Wellen gewirbelt, schlafen wir die Nacht wie die Babies.

Käthe beim surfen
Neben dem surfen gibt es hier an der Küste eine weitere Leidenschaft der Australier: das Fischen. Kein Wunder, die Gegend hier 300 km südlich von Sydney ist unglaublich fischreich und es gibt viele Flüsse, Seen und Buchten in denen man ohne weiteres angeln kann. Die Lizenz erwirbt man für ein paar Dollar ganz leicht im Internet. Narooma, ein putziges und sehenswertes Fischerdorf, ist an der Küste von New South Wales DAS Fisch- und Angel-Mekka. Also mieten wir uns kurzerhand ein kleines Fischerbötchen und fahren einen Tag lang auf einen großen See raus zum angeln. Ausgestattet mit zwei Angeln, ausreichend Köder und ganz viel Motivation freuen wir uns schon, dass irgendwo da draußen unser Abendessen schwimmt.
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Naja… es wird den Abend Nudeln mit Tomatensoße geben … denn was wir wohl an Land vergessen haben ist: Glück.
Stundenlang sitzen wir im Boot OHNE einen EINZIGEN Fisch zu fangen. Obwohl es in dem See von Fischen nur so wimmelt. Einziges Highlight: Käthe fängt ne Möwe als diese dem Köder hinterhertaucht… statt also im Wasser zu treiben erhebt sich die Angelschnur kurzerhand 20m in die Luft… bis Frank die Angelsehne durchtrennt weil Käthe völlig panisch wird. Wie traumatisierend! (Anmerkung der Redaktion: das ist die Wahrnehmung einer Psychotherapeutin) Und wie deprimierend unser Ergebnis! Den Abend verbringen wir damit uns unser Angel-Ergebnis schön zu reden und den Frust zu verdauen! Fish&Chips essen schlägt Frank wütend aus .
Am nächsten Tag kaufen wir uns dann eine eigene Angel! Das können wir so nicht auf uns sitzen lassen…jetzt wollen wir es wissen! Die kommenden 3 Tage verbringen wir mit auswerfen, einholen, Köder anbringen, auswerfen, einholen… und so weiter. Stunden lang, bei Sonne wie bei Regen, an Flüssen, Seen und am Meer! …ohne letztlich EINEN EINZIGEN FISCH ZU FANGEN! Was für ein beschämendes Ergebnis. So etwas frustrierendes haben wir schon lange nicht mehr erlebt! Angeln wird ersatzlos aus der Liste der Hobbies gestrichen! FÜR IMMER!!!
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Nachdem wir beim Angeln ja nun zwangsläufig Gewässer in nahezu allen Formen betrachten durften, beschließen wir mal ein wenig was anderes zu sehen als Küste und Strand. Und so führt uns unser Weg ein wenig ins Inland, nach Tilba Tilba, einem kleinen Künstlerdörfchen. Die Landschaft ändert sich schon wenige Kilometer hinter der Küste und man sieht schnell das hier Landwirtschaft das Landschaftsbild bestimmt. Riesige Rinder- und Schaafsherden sowie endlos wirkende Getreidefelder prägen die Landschaft. Tilba Tilba ist bekannt für seine vielen kleinen Kunstateliers sowie die hoch gepriesenen „Scones“, warme kleine süße knusprige Brötchen britischer Art, die mit Marmelade und Sahne gegessen werden…herrlich! Beides ist sehr empfehlenswert.

Lecker Scones in Tilba Tilba
Da wir immer wieder Einheimische treffen, die uns mit tollen Reisetipps versorgen, hören wir von Paynesville. Da es mehr oder weniger auf unserem Weg liegt beschließen wir auf einen Besuch einzuschauen. Wie sich herausstellt ist Paynesville ein richtig putziges kleines Fischerdörfchen. Und es kommt noch besser 😃. Von Paynesville aus kann man umsonst mit der Fähre zu einer kleinen Insel übersetzen auf der eine Koalabären-kolonie lebt. Wir wollen uns natürlich nicht entgehen lassen, diese putzigen Tierchen in freier Wildbahn zu sehen. Und wir werden nicht enttäuscht… Wir sehen ganz viele träge abhängende Koalas in den Eukalyptusbäumen und sind hin und weg! Soooooo süß! Im nächsten Leben werden wir Koalas auf Raymond Island. Schlafen, essen, chillen… den ganzen Tag.
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Als nächstes steuern wir auf der Zielgeraden Melbourne an und freuen uns jetzt doch richtig mal wieder eine größere Stadt zu sehen. Ein Campingplatz ist gebucht, ein zivilisiertes Leben für ein paar Tage mit Campingküche, Waschmaschine und Toilettenräumen ist in Sicht!
Christian 12. Mai 2017
Cool cool Ihr Beiden.
Der Außenborder an eurem Boot sah nach brachialen 5 PS aus. Geduld beim Angeln Gehörte ja noch nie zu Deinen Schlüsselqualifikationen mein lieber Frank.
Sehr schöner Bericht.
Macht weiter so und lasst euch von Niemandem stressen.
Karo 12. Mai 2017
Meine Süße,
ihr macht das so toll, ich bin megaaa stolz auf euch!!
Wie ihr die Texte schreibt, die wunderschönen Fotos macht und das alles drum herum meistert ist einfach schön zu sehen 🙂
Einen dicken Kuss und eine feste Umarmung schicke ich euch aus dem veregneten Münster :/
Dein Schwesterherz <3
Isabel 12. Mai 2017
Traumhafte Fotos :). Wenn ich eure Beiträge lese bekomme ich Fernweh! Und das mit der Möwe finde ich sensationell – wer kann das schon von sich behaupten :D! … it takes skill ;)!
LG von Normi, Isi und Föti – und immer schön auf euch aufpassen 🙂