Als wir in Peking landen, spüren wir beide ein leichtes Kribbeln…nicht weil uns in dem viel zu engen Flugzeug die Beine eingeschlafen sind, nein, weil Peking der Auftakt zur transsibirischen Eisenbahn ist! Und außerdem wird’s ab jetzt recht unverständlich, wie wir gleich bei der Ankunft am Flughafen feststellen… Wir sind neugierig, gespannt und aufgeregt.
Die Taxifahrt zur Unterkunft klappt auf jeden Fall schon mal recht reibungslos, obwohl der Taxifahrer kein Wort englisch versteht. Wie fast überall in Asien, muss man auch hier gut aufpassen ein Taxi mit Taxameter zu bekommen… wir mussten den Taxifahrer erst noch daran „erinnern“ das Taxameter einzuschalten. Entgegen unseren Erwartungen wird es aber erstmal ganz entspannt…wir fahren nämlich von Stau zu Stau und nichts geht mehr… nichts von der erwarteten Hektik in dieser Millionenstadt, alle nehmen den Stau recht gelassen. Kein gedrängel, kein gehupe, stattdessen tausende Autos. Stau auf einer 8 spurigen Autobahn, dass muss man auch erstmal erlebt haben.
Das Betonlabyrint
Nach einer kleinen Ewigkeit erreichen wir unser Hostel mitten im Zentrum, direkt neben der verbotenen Stadt. Dank des Taxameters und trotz der Stunde die der Stau gedauert hat, zahlen wir nicht mehr als 5€… kein schlechter Preis!
Direkt bis vor das Hostel kann uns der Taxifahrer leider nicht bringen, da das Hostel in mitten der historischen Altstadt liegt. Die Häuser und Straßen sind hier zum Teil 1000 Jahre alt und so eng, das kein Auto hindurch passt. Also unsere Rucksäcke aufgesetzt, müssen wir uns alleine durch dieses graue Beton-Labyrinth schlagen… Google Maps funktioniert in China leider nicht. Es ist wirklich ein Haus an das nächste gebaut, sodass einzelne Häuser in einer einzigen Betonwand verschwinden. An Leinen wird entlang der Mauer Wäsche aufgehangen, die wie bunte Wandteppiche wirken. Einige Mütterchen sitzen vor den Haustüren und unterhalten sich oder gießen kleine Blumenkübel, die dem grauen Betonlabyrinth etwas Charme verleihen. Wir scheinen da eine willkommene Abwechslung zu sein, denn wir werden im Vorbeigehen ganz unverblümt und ungeniert mit offenen Mündern angestarrt als wären wir vom anderen Stern… Mitten in den Gassen finden wir alle 20m öffentliche Toiletten, die so aussehen, als werden sie von den Einheimischen benutzt. „Ob es hier keine sanitären Anlagen in den einzelnen Häusern gibt?“ kommt Käthe der Verdacht auf?! Auch Tageslicht scheint hier nicht so willkommen. Wir sehen, wenn überhaupt, nur winzige Fensterchen, die man eher als Verschläge bezeichnen könnte.
Dann gelangen wir vor der „roten Haustür“ unseres Hostels an, die farblich ziemlich heraussticht in diesem grau! Wir werden freundlich empfangen und in eine völlig andere Welt geführt… erst gehen wir durch einen kleinen von Blättern gesäumten Gang und kommen dann in einen recht großen überdachten Innenhof, vollgestellt mit Grünpflanzen, Dekorationen, verzierten schweren Holzmöbeln, schweren Sesseln, geschmückten kleinen Fenstern.
Wow!
Hinter all den grauen Betonwänden scheinen sich kleine Oasen wie diese hier zu befinden. Sensationell!
Wie wir später erfahren wohnen wir in einem „Hutong“. Das waren zu Zeiten der Kaiser die Wohnhäuser bzw. die Wohnviertel der der hohen Offiziere oder Beamten. Diese hatten neben den wirklich herrschaftlichen Ausmaßen auch den Vorteil das sie direkt neben dem Kaiserpalast, also der verbotenen Stadt, liegen.
Einziger kleiner Wehrmutstropfen: wir schlafen mal wieder in getrennten Betten. Diesmal jedoch auch noch am jeweils anderen Ende des Raums… Die Unterkunft ist jedoch so authentisch chinesisch, dass wir schnell drüber hinwegkommen. Außerdem freuen wir uns sehr darüber das die Betreiber englisch sprechen (was in China wirklich keine Selbstverständlichkeit ist) und wir in dem Hostel auch Essen bestellen können. Es muss ja nicht aus jeder Mahlzeit ein Abenteuer werden.
Der verflixte Kartenmassstab…
Am nächsten Tag machen wir uns auf in die Stadt. Aber nicht zum Sightseeing. Wir müssen unsere Zugtickets für die erste Zugfahrt von Peking nach Ulan Bator in der Mongolei, abholen. Die müssen nämlich noch schön in Papierform und mit allem tri tra trullala abgestempelt sein. Die Adresse hat Frank parat und auf der Karte sieht es auch gar nicht so weit aus…also zu Fuß erreichbar.
Wie man sich doch irren kann! Denn wir laufen…und laufen…und laufen…und laufen immer noch! Wir stellen fest, dass Peking doch tatsächlich wirklich riesig ist. Ein kleiner Zentimeter auf der Karte müssen 10km in echt sein… Nach gefühlten 30 Kilometern kommen wir dann irgendwann an und halten die Tickets endlich in der Hand… Hah! Erstmal: Selfietime…
Jetzt wo wir die Tickets haben, müssen wir „nur“ noch den Hauptbahnhof finden von dem wir abfahren. Wir wollen den Bahnhof schon mal abchecken, damit am Abfahrtstag nichts schief geht und wir uns nicht unnötig stressen, oder gar den Zug verpassen. Laut Karte ist der auch gleich um die Ecke… Also wird weiter durch Peking marschiert.
Die Straßen hier in Peking sind riesig, mindestens 3 Spuren und es herrscht dichter Verkehr. In einigen Nebenstraßen gibt es kleinere Geschäfte die Dinge verkaufen von denen wir bis heute noch nicht wirklich wissen was es genau ist…Süßigkeiten können wir identifizieren, Chips, knallbunte Brötchen (wirklich in pink und hellgrün), kandierte Nüsse, gefüllte Teigtaschen und ganz ganz häufig kleine weisse Tongefäße. Später findet Käthe heraus, dass das der berühmte frische (mongolische?!) Joghurt ist. Es juckt uns in den Fingern die unterschiedlichen Sachen zu probieren… bis uns an eine Ecke ein McDonalds begegnet…. wie schnell man sich doch hinreißen lassen kann sich auf gewohntes zu stürzen 🙂
Nachdem wir dann den Bahnhof auch endlich gefunden haben, treten wir den Rückmarsch an. Das hat alles viel länger gedauert als erwartet. Wir sind ko! Und es wird nicht weniger anstrengend die nächsten Tage, denn es geht weiter damit so ziemlich alle Sehenswürdikeiten des Zentrums abzuklappern.
Die verbotene Stadt.
Die nächsten Tage verbringen wir mit noch mehr Sightseeing. Als erstes geht es zur imposanten verbotenen Stadt, die bei uns allerdings etwas zurückhaltende Begeisterung auslöst. Wir erklären es uns damit das wir einfach zu wenig mit dieser Kultur zu tun haben um uns dafür völlig zu begeistern. Bei den Burgen in Rheinland-Pfalz kam bei uns mehr Begeisterung auf. Trotzdem ist es spannend einen Einblick in die Geschichte zu bekommen und zusammen mit hunderten anderen chinesischen Touristen durch die Mauern geschleust zu werden. Schon alleine das Wissen, dass wir innerhalb der verbotenen Stadt sind, ist schön was besonderes! Und auch die wahnsinnige Bauleistung dieser riesigen Stadt in der Stadt, mit all seinen Palästen und Tempeln, lässt uns staunen.
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Mehr oder weniger per Zufall finden wir auf dem Heimweg eine der Haupt-Touristenstraßen. Für uns ein touristischer Höhepunkt, für die Chinesen allerdings Alltag. Dicht an dicht stehen hier Buden die alles mögliche an Ungeziefer und Krabbeltier verkaufen. Frittiert, lebendig, kandiert, für jeden Geschmack ist was zu haben! Wir bestaunen die Buden mit einer Mischung aus Ekel und Neugier, mein Gott ist das aufregend! Hier könnte man Ewigkeiten nur beobachten. Dicht gedrängt spazieren die Menschen durch die Gassen und genießen ihre proteinreichen Snacks.
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Wir genehmigen uns jetzt auch endlich diesen abenteuerlichen „Joghurt“ (ja, wir sind richtig an unsere Grenzen gegangen für unsere Verhältnisse). Frank ist seeeeeehr skeptisch, da er gehört hat, dass der so widerlich schmecken soll, dass man spucken muss… Käthe will’s wissen und kauft sich einen Joghurt. Frank schaut verkrampft zu, …bereit die Haare zu halten…und naja was denkt ihr euch?! Von dem Moment an trinken wir täglich zwei dieser Joghurts! Die sind nämlich mega lecker und erfrischend. Wahrscheinlich ist dieser Joghurt noch nicht der mongolische Joghurt von dem Frank gehört hat?!
Die Peking-Ente.
Man kann auch nicht in Peking gewesen sein ohne sich dieses weltberühmte Menü zu gönnen. Wir bekommen von unseren Gastgebern eine Empfehlung für eines der besten Enten-Restaurants der Stadt. Dort werden seit 120 Jahren Pekingenten serviert. Um es vorweg zu nehmen: Von Anfang bis zum Ende ein wirkliches Erlebnis.
Zwar finden wir das Restaurant ersteinmal nicht, da es sich im Keller befindet und nur mit chinesischen Zeichen ausgeschildert ist. Dann steht ein riesen Pulk vor dem Eingang und wir müssen, wie auf dem Amt, mit einer Nummer in der Hand warten bis wir aufgerufen werden. Wie aber, wenn man die Nummer weder lesen kann, noch versteht?! Also geben der Nummernverteilerin mit Hand und Fuß zu verstehen, dass sie uns doch bitte Bescheid sagen soll. Funktioniert! Kaugummiartige 60 min später sitzen wir an einem Tisch und bekommen eine Speisekarte… Kein Wort Englisch, nichts. Der Kellner nickt zwar freundlich aber verständnislos. Zum Glück hat die Karte ein paar Bilder. Und auf einem Bild ist die Peking Ente! Wir zeigen also drauf und bestellen Ente. Was von der Ente, wieviel und wie…bleibt eine Überraschung! Wie spannend und beängstigend (Frank hat mittlerweile riesen Hunger) zugleich.
Während wir auf das Essen warten gibt es ein original chinesisches Entertainment! Geishas tanzen, Zauberer und andere Künstler geben eine kleine Show auf einer Bühne. Dann kommt unsere Ente…naja also zunächst 3 Scheibchen knuspriger Haut. Käthe lacht sich kaputt. Frank nicht! Zum Glück kommt dann aber der Rest. Der Kellner zeigt uns wie man kleine Stückchen Ente mit etwas Zucker in einen hauchdünnen mini tortilla legt, noch etwas Gurke, Lauchzwiebelringe und Soja Sauce dazu, voila! Es schmeckt gigantisch! Die beste Ente unseres Lebens… Es ist der Hammer!!!
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Die Gegend rund um das Restaurant ist übrigens richtig nett. Rund um einen See liegen ganz ganz viele Restaurants, Pubs und Teehäuser, richtig schnuckelig. Hier verbringen wir gerne noch etwas Zeit, ein richtig schöner Ort zum im Vergleich doch eher uncharmanten Rest von Peking.
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Die chinesische Mauer
Nach der verbotenen Stadt und der Peking-Ente steht ein letzter großer Punkt auf der Liste die man in Peking nicht verpasst haben sollte: Die chinesische Mauer!
Richtig früh morgens geht es los und nach 1.5 Stunden Busfahrt können wir sie oben am Berg erahnen! Damit sie als Schutzwall im 14. Jahrhundert gegen die bösen Mongolen auch ihre volle Wirkungs entfaltet, wurde die Chinesische Mauer größtenteils auf hohen Gebirgskämmen gebaut. Für uns steht deshalb die Entscheidung an: zu Fuß oder mit der Gondel rauf?!
Käthe findet: Richtig besucht und erlebt hat man die chinesische Mauer nur, wenn man raufgelaufen ist. Frank rollt mit den Augen… das kann ja heiter werden…
Und das wird es auch!
Die ersten 200 Stufen laufen gut… die 150 danach schon weniger und die 100 drauf folgenden, bereut Käthe ihren athletischen Übermut… die nächsten 50 wird ein Sauerstoffzelt benötigt, als sie aus allen Löchern keucht und schnauft! Je höher wir kommen, desto roter läuft sie an… nun wird Frank beschuldigt, weil der natürlich viel zu schnell voran geprescht ist, dann die Chinesen per se, weil sie die Mauer so hoch oben gebaut haben. Schuldige gefunden! Wehe dem, der es da wagt zu sagen, Frau Koch hätte sich überschätzt!!! Eisern wird sich die Stufen hochgekämpft, kurze „Ich-glaub-ich-muss-mich-gleich-übergeben-Phasen“ werden tapfer weg geatmet BIS….Trommelwirbel..BIS…der 75-jährige mit Gehstock langsam aber stetig an ihr vorbeizieht! Das Gesicht von Frau Koch in dem Moment gehört eigentlich für zukünftige Generationen eingefroren….! Aber wehe dem vor Unterdrückung grunzendem Frank jetzt die Kamera zu zücken! Ihr müsst es euch also vorstellen… Oben angekommen besteht weiterhin und auch für die kommenden 30 Minuten Kameraverbot bis für die Hautfarbe wieder vorgezeigt werden kann!
Frank widmet sich während Käthes Rehabilitation bereits hingebungsvoll der Fotografie dieser Pracht. Als Käthe dann auch endlich mental oben angekommen ist, ist es unbeschreiblich. Wir sind auf der chinesischen Mauer! Das Gefühl ist unbeschreiblich. Nicht nur weil uns hier oben die Ausmaße dieses gigantischen Bauwerks so richtig bewusst werden, auch weil es DIE berühmte Chinesische Mauer ist, von der immer alle erzählen. Wir kommen aus dem Staunen und der Ehrfurcht gar nicht mehr raus. Restlos begeistert genießen wir unsere Zeit hier obenan machen ca 1000 Fotos bevor wir uns wieder an den Abstieg machen. (Auch davon gibt es keine Fotos.) Die chinesische Mauer hat uns unglaublich gut gefallen!
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Unten angekommen fallen wir ausgehungert über das chinesische Buffet her.
Witzige Sache: hier werden alle Gerichte auf einen drehbaren Tisch gestellt und man muss solange drehen, bis das was man haben möchte vorbeikommt… aber Vorsicht bei gierigen chinesischen Tischnachbarn… ist auf jeden Fall eine witzige Erfahrung. Auch weil die Geräuschkulisse so nie in Europa zu erleben ist… hier in China, so erfahren wir, ist es selbstredend das geschmatzt, aufgestoßen und Nase hochgezogen wird beim Essen…muss man auch mal erlebt haben.
Los geht’s in die Transsibirische Eisenbahn.
Am nächsten Tag heißt es dann: Rucksäcke packen für die Transsibirische Eisenbahn. Da der Zug erst Nachmittags geht, nutzen wir den Vormittag um uns noch ein wenig mit Lebensmitteln für die Zugfahrt einzudecken. Und so marschieren wir mit einem zusätzlichem Gepäck von 3kg (wegen des Einkaufs – Franks Angst zu verhungern…) zum Hauptbahnhof. Frank ist aufgeregt wie ein Hühnchen und als wir uns dann trotz des vorherigen Besuches am Bahnhofs, verlaufen liegen die Nerven kurzfristig blank.
Nach 4 Sicherheitskontrollen…Rucksack auf, Rucksack ab, Rucksack auf, Rucksack ab… erreichen wir dann endlich das Gleis!
Kindheits- bzw.. Jugendträume werden wahr! Das Abenteuer Transsibirische Eisenbahn und Russland kann beginnen.